Hat die Sportfotografie eine Zukunft?

In der heutigen Zeit ist die Frage, ob die Sportfotografie noch sinnvoll oder modern ist, eigentlich eine Frage mit einfacher Antwort. In Zeiten, wo das komplette Spielfeld mit TV-Kameras abgedeckt wird, muss sich ein Fotograf am Spielfeldrand wirklich die Frage stellen: „Bin ich noch nützlich?“.

 

Zum Anfang meiner Karriere als selbstständiger Fotograf habe ich mir die Frage der Beständigkeit gestellt. Braucht die Welt noch einen weiteren Fotografen, wenn Smartphones mittlerweile auch gute Bilder machen? Oder warum soll sich jemand einen Fotografen holen, wenn eine Profikamera auch zu einem erschwinglichen Preis zu bekommen ist? Die Antwort habe ich mir zwar selbst gegeben, jedoch wurde sie auch so oft bestätigt.

Mit so einer Kamera muss man umgehen können. Und nachdem ich meine Kamera im Familienkreis einmal herumgab, habe ich gesehen, dass nur der Punkt einer Profikamera noch längst keine guten Ergebnisse liefert.

Und die gleiche Frage, braucht die Welt noch Sportfotos, habe ich mich auch nach meinen ersten Spielen gestellt. Denn auch ich nutze Social Media und dort werden neben Fotos auch immer mehr Videos genutzt. Auch im TV sind Videos natürlich nützlicher als ein Foto. Die Frage war also berechtig.

Jetzt, nach langer Zeit als Sportfotograf, kann ich aber sagen: Die Sportfotografie ist lebendiger als je zuvor.

Mit der heutigen Technik und der Möglichkeit der Verbreitung ist der Bedarf an guten Sportfotos höher den je. Spieler nutzen sie für ihre Instagram Posts oder Stories. Vereine nutzen sie für sämtliche Zwecke. Dazu immer noch Zeitungen, online wie offline. Und durch diverse Animationen im TV werden auch dort gerne Bilder genutzt.

Dazu sind Medien, welche ausschließlich Online publizieren, mittlerweile nicht mehr tot zu kriegen. Und auch diese nutzen Sportfotos. Und ein weiter Grund für die Nutzung von Fotos statt Videos sind die TV-Rechte. Diese sind mittlerweile so teuer geworden, dass es für diverse Medien einfacher ist, ein Bild von einem Spiel in den Artikel einzubinden, statt eines Videos.

Eher zweitrangig, für mich aber nicht unwichtig, ist die Ästhetik. Ein Zweikampf, gefangen in einem gestochen scharfen Bild, ist eindrucksvoller, als ein verwischtes Bild aus einer TV-Kamera.

Für alle, die es nicht wissen. Wir Sportfotografen fotografieren mit einer Verschlusszeit von ungefähr 1/1250 Sekunde oder mehr. Das mag verdammt schnell klingen, ist es auch. Eine TV-Kamera hat aber eine deutlich langsamere Verschlusszeit. Dadurch mag das Bild für das menschliche Auge zwar fließend aussehen, ein einzelnes Standbild aus dieser Übertragung wird hingegen sehr verschwommen bzw. verwischt sein.

Aber warum dann nicht die Verschlusszeit der TV-Kameras auch auf 1/1250 Sekunde einstellen?

Eigentlich eine logische Frage. Solltet ihr eine Kamera besitzen, dann probiert doch mal aus, wie ein Video mit 1/1250 Sekunde und dann mit 1/200 Sekunde aussieht. Dann werdet ihr verstehen, warum die Verschlusszeit einer TV-Kamera langsamer ist.

Daher lautet mein Fazit: Die Sportfotografie ist nicht tot oder nicht mehr relevant. Die Sportfotografie ist wichtiger denn je.

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