Keine 400mm f2.8 Festbrennweite?

Die 400mm Festbrennweite. Ihr kennt sie, auch wenn ihr davon noch nie gehört habt. Die weißen Kanonen der Profis, wo man so unfassbar gute Bilder mit machen kann. Aber warum haben „alle“ Profis diese Art von Objektiv und sind Fotografen, die diese nicht haben automatisch schlecht?

 

Zuerst einmal, es gibt nicht nur 400mm, sondern auch 600mm. Hier aber als Blende f4. Und ja, diese Dinger sind teuer. Es gibt sie, je nach Hersteller, für weit über 10.000€.

Das Sony 400mm f2.8 bei Foto Erhardt für “günstige” 11.999,-€

Aber warum nutzen Fotografen diese Art der Objektive? Einfache Antwort: die Blende.

Durch die Blende von f2.8 bzw. f4 (bei 600mm) sind diese Linsen sehr lichtstark. Bei schwierigen Lichtbedingungen kann man dadurch dennoch gute Ergebnisse liefern. Und durch die lange Brennweite ist es ideal für die Sportfotografie geeignet. Der schönste Vorteil für uns Betrachter ist die sehr geringe Schärfentiefe. Heißt, dass Motiv ist im Fokus und der Hintergrund ist schön unscharf. Dieser Bildlook ist durchaus ansprechend.

Aber sind Fotografen, die diese weißen Riesen nicht besitzen, keine guten Fotografen? Kann sein, aber an den Objektiven liegt es nicht. Bei Nikon zum Beispiel sind diese Objektive schwarz. Und dann gibt es Objektive, die besitzen einen Zoom und sind auch weiß. Mein Sony 200-600mm f5.6-6.3 ist ebenfalls ein weißes Objektiv. Es ist aber keine Festbrennweite und von einer Blende f2.8 kann ich da nur träumen.

Warum die Objektive weiß sind, dass ist ein Rätsel der Moderne. Früher und angeblich immer noch wurden Objektive weiß gefertigt, damit die Hitze besser reflektiert wird. Das hat den Vorteil, dass die verbauten Linsen sich nicht durch die Hitze verziehen. Aber angesichts der modernen Technologie ist es fraglich, dass dies auch heute immer noch der Fall ist. Es ist für viele mittlerweile viel mehr ein Erkennungszeichen qualitativ hochwertiger Objektive. Man verbindet solche Objektive einfach mit Qualität. Wenn man dann eine kleinere Linse sieht, verbindet man das ebenfalls direkt mit Qualität.

Jetzt steht aber immer noch die Frage im Raum: Sind diese Objektive wirklich so gut?

Kurz um…JA! Und hier kann man sagen, egal welcher Hersteller, das 400er bzw. 600er sind so ziemlich die Vorzeige Objektive der Hersteller. Die Frage, welcher Hersteller der Beste ist, ist auch wieder eine Glaubensfrage. Aber bei dieser Brennweite muss man einfach anerkennen, jeder Hersteller leistet hier gute Arbeit.
Es gibt mittlerweile auch Objektive mit 300mm Brennweite oder 200mm. Auch hier ist die Qualität unbestritten hervorragend. Jedoch sind die Brennweiten 400 und 600mm immer noch die Bekanntesten.

 

Warum nutze ich dieses Objektiv nicht, wenn ich selbst die Sportfotografie professionell betreibe?

Die einfachste Antwort: Der Preis! Ich will einfach nicht so viel Geld ausgeben. Und ich bin ein „Zoomer“. Festbrennweiten sind nicht mein Fall, ich möchte einfach gerne flexibel sein. Und das Sony 200-600mm f5.6-6.3 ist dazu auch noch relativ günstig.
Ein weiterer Grund, weswegen ich eben dieses Objektiv habe und nicht eine 400er Festbrennweite, ist….der Hintergrund. Ja, mit einer Blende f2.8 wird der Hintergrund sehr unscharf. Deswegen zahlt man auch so viel für diese Dinger. Bei solch einer Brennweite und Blende ist viel Glas verbaut und somit ist es auch logisch, dass der Preis steigt. Allerdings ist eben dieser schöne Hintergrund auch der Grund, warum ich mir so eine Linse nicht kaufen würde. Ich sehe tatsächlich keinen Sinn darin. Mag komisch klingen aber stellt euch vor, ihr zahlt 12.000€ für ein Objektiv und die Zeitungen nutzen von den Bildern nur ausgeschnittene Spieler oder sie drucken die Bilder so klein, dass man keine Qualität mehr sehen kann. Auch im Bereich Social Media bringt so eine Qualität heutzutage nichts mehr. Die Bildschirme sind viel zu klein, um das Potenzial der Bilder zu entfalten.
Einzig das Thema Lichtstärke ist ein Punkt, wo Liebhaber Recht haben. Ist die Blende zu hoch, dann gelangt weniger Licht in das Objektiv und das Bildrauschen wird durch den dann erhöhten ISO-Wert mehr und die Qualität wird auch auf Smartphone Displays sichtlich schlechter. Aber das Aufkommen der DeNoise Programme von Topaz und Co. können hier Abhilfe verschaffen.

Fassen wir also zusammen: Meine Bilder, welche ich mit meinem 1.700€ teurem Objektiv gemacht habe, sind durch das 50€ DeNoise Programm in einem Instagram Beitrag auf einem Smartphone von einem Laien nicht mehr von einem „echten“ 400er Bild zu unterscheiden.

Und dafür 10.000€ mehr ausgeben? Der Grund, warum ich diese (hervorragenden) Objektive nicht nutze, ist jetzt wohl klar geworden, oder?

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Ich bin ein Journalist?